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Protanopie und Protanomalie bei Berufskraftfahrern und Berufskraftfahrerinnen: Prävalenz und Unfallrisiko

Protanopia and protanomaly among professional drivers: Prevalence and accident risk

  • Hintergrund der Studie war die Harmonisierung des europäischen Rechts zur Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) bezüglich der Anforderungen an das Farbsehvermögen von Berufskraftfahrern und Berufskraftfahrerinnen. Mit der Umsetzung in deutsches Recht können seit dem 01.07.2011 Personen mit einer vorliegenden Rotblindheit oder Rotsehschwäche in Deutschland auch sämtliche Fahrerlaubnisse der Gruppe 2 (C1, C1E, C, CE, D1, D1E, D, DE, FzF) erwerben (zuvor nur C1, C1E, C, CE), bei Rotblindheit oder Rotschwäche mit einem Anomalquotienten unter 0,5 ist jetzt lediglich eine Aufklärung der betroffenen Person über die mögliche Gefährdung erforderlich. Gegen diese gelockerte Regelung werden von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft und anderen Fachleuten Bedenken geäußert. Um eine Grundlage in der Argumentation zu zukünftigen oder bestehenden gesetzlichen Regelungen zu schaffen, sollten in der vorliegenden Studie belastbare epidemiologische Daten, die Rückschlüsse auf das Ausmaß und die Relevanz von Protanopie und Protanomalie bei Berufskraftfahrern und Berufskraftfahrerinnen für die Verkehrssicherheit zulassen, recherchiert werden. Die Datengewinnung erfolgte auf zwei Wegen. Zum einen fand eine systematische Literaturrecherche zur Identifizierung von Studien statt, wobei die Studien nach bestimmten Kriterien ausgewählt und anschließend die jeweiligen Daten extrahiert wurden. Zum anderen erfolgte eine Datenrecherche bei Behörden, Fachgesellschaften, Versicherern und Berufsgenossenschaften. In der Datenrecherche wurden veröffentlichte Zahlen recherchiert sowie Institutionen, Arbeits-/Betriebsmedizinpraxen und weitere Fachleute nach Daten befragt. Eine Datengrundlage zur Schätzung der aktuellen Prävalenz speziell unter Berufskraftfahrern und Berufskraftfahrerinnen konnte weder über die Daten- noch über die Literaturrecherche geschaffen werden. Bei keiner der kontaktierten Institutionen liegen strukturierte personenbezogene Daten zur Diagnose von Farbsinnstörungen vor. In der Literaturrecherche konnten jedoch Prävalenzen für die Gesamtbevölkerung in Europa ermittelt und in einer Metaanalyse zusammengefasst werden. Die ermittelten Werte bestätigen die allgemein verwendeten Werte. Innerhalb der männlichen Bevölkerung sind ca. 1 % protanop und ca. 2 % protogestört, wohingegen die Prävalenzen beider Protostörungen bei Frauen deutlich unter 0,1 % liegen. Eine Datengrundlage zur Schätzung des Unfallrisikos unter protogestörten Berufskraftfahrern und Berufskraftfahrerinnen konnte ausschließlich über die Literaturrecherche und lediglich in begrenztem Umfang geschaffen werden. Bis auf eine Studie, die 1996 veröffentlicht wurde, wurden die identifizierten Studien vor 1980 publiziert und es ist zweifelhaft, ob die damaligen Bedingungen (Straßenverhältnisse, Verkehrsaufkommen, lichttechnische Ausstattung der Kraftfahrzeuge, technische Anforderungen an die Verkehrszeichen usw.) mit heutigen Verhältnissen vergleichbar sind. Hinsichtlich des Unfallrisikos lässt sich übergreifend aus den identifizierten und eingeschlossenen Studien keine statistische Erhöhung des Unfallrisikos bei oder durch protanope, protanomale oder protogestörte Kraftfahrzeugführende nachweisen, sodass die auf Basis dieser Studie ermittelten Daten keine Grundlage für eine Rücknahme der im Rahmen der Harmonisierung des europäischen Rechts zum 01.07.2011 erfolgten Änderung der Anlage 6 FeV bieten.
  • The background of this study was the harmonisation of European law on the driving license regulation regarding the requirements for colour vision of professional drivers. Since the implementation in German law on July 1st, 2011, red colour defectives may obtain all Group 2 (C1, C1E, C, CE, D1, D1E, D, DE, FzF) driving licenses in Germany (previously only C1, C1E, C, CE). By now, a protanope or protanomal person with an anomalous quotient below 0.5 requires solely an elucidation on the resulting risks. The German Ophthalmological Society (DOG) and other experts have expressed concerns about this less stringent regulation. To assess these concerns, reliable epidemiological data should be researched, which allow conclusions to be drawn about the extent and relevance of protanopia and protanomaly in professional drivers for road safety. Data acquisition was performed in two different ways. First, a systematic literature search was carried out to identify relevant studies. This was done by selecting studies according to specific criteria and extracting respective data. In addition, a data search was carried out by contacting authorities, professional and scientific societies, insurers, and employer’s liability insurance associations. Furthermore, published figures were searched and institutions, occupational and company physicians as well as other experts were asked for data. Neither the data nor the literature search could provide an adequate data basis for estimating the current prevalence among professional drivers. None of the institutions contacted had structured personal data on colour vision defect diagnoses. However, through the literature search data on prevalence of protan colour vision defects in European populations could be determined and summarised in a meta-analysis. The values for the prevalence estimated herein confirm the frequently referred values with approx. 1% of male population being protanopes and approx. 2% being protans, whereas the respective prevalence in women are both clearly below 0.1%. A data basis for estimating the accident risk among protan professional drivers could be established through literature search and to a limited extent only. Except on study, published in 1996, all studies identified are published before 1980. Therefore, it may be questioned whether the circumstances at that time (road conditions, traffic volume, lighting equipment of motor vehicles, technical requirements for traffic signs etc.) are comparable to today‘s conditions. The identified and included studies on accident risk do not provide any overall statistical proof of an increase in the accident risk for or due to protanope, protanomal or protan motor vehicle drivers, so that the current data situation does not justify a withdrawal of the change to Appendix 6 of the German driving license regulations as part of the harmonisation of European law as of July 1st, 2011.

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Metadaten
Verfasserangaben:Paula Friedrichs, Paul Schmidt, Kerstin Schmidt
URN:urn:nbn:de:hbz:opus-bast-25747
ISBN:978-3-95606-624-5
ISSN:0943-9315
Schriftenreihe (Bandnummer):Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Reihe M: Mensch und Sicherheit (319)
Verlag:Fachverlag NW in der Carl Ed. Schünemann KG
Verlagsort:Bremen
Dokumentart:Buch (Monographie)
Sprache:Deutsch
Datum der Veröffentlichung (online):15.11.2021
Datum der Erstveröffentlichung:16.11.2021
Veröffentlichende Institution:Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
Datum der Freischaltung:16.11.2021
Seitenzahl:62
Bemerkung:
Bericht zum Forschungsprojekt 82.0712
Prävalenz und Unfallrisiko von Protanopie und
Protanomalie bei Berufskraftfahrern

Fachbetreuung
Nicole Gräcmann

Referat
Fahreignung, Fahrausbildung, Kraftfahrerrehabilitation
DDC-Klassifikation:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 62 Ingenieurwissenschaften / 620 Ingenieurwissenschaften und zugeordnete Tätigkeiten
Lizenz (Deutsch):License LogoBASt / Link zum Urhebergesetz

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