• Treffer 3 von 825
Zurück zur Trefferliste

Einsatzmöglichkeiten von Fahrsimulatoren in der Ausbildung von Fahrschülern

Role of Driving Simulators in Driving Schools

  • Auf die Fahrschulbranche wirken aktuell vielfältige Einflussfaktoren aus den verschiedensten sozialen, ökonomischen, politischen und technologischen Bereichen ein. Hierzu ist festzuhalten, dass aus dem Zusammenwirken der Faktoren komplexe Herausforderungen resultieren. Große Potenziale zur Bewältigung der Situation sowie zur Ausrichtung der Branche auf künftige Herausforderungen könnte dabei der Einsatz von Fahrsimulatoren in der Fahrausbildung bereithalten. Zentrale Gründe sprechen für diese Perspektive: • Fahrsimulatoren haben im direkten Vergleich mit dem Einsatz von Fahrschul-Pkw einen wesentlich geringeren Energieverbrauch und verursachen zudem weniger Emissionen, insbesondere keine Feinstaub-Emissionen während des Fahrbetriebs. • Die Anschaffungsinvestitionen und Betriebskosten geeigneter Fahrsimulatoren liegen deutlich unter denen von Fahrschulfahrzeugen, wodurch eine betriebswirtschaftliche Optimierung von Fahrschulen genauso möglich ist wie die Senkung der Ausbildungsaufwendungen von Fahrschülerinnen und -schülern. • Ausbildungsstunden am Fahrsimulatoren sind ohne die direkte Einbindung einer Fahrlehrerin oder eines -lehrers durchführbar. Dies senkt die Kosten aus Fahrschulperspektive sowie den finanziellen Aufwand aus Fahrschülerinnen- und -schülerperspektive gleichermaßen. Außerdem könnte auch mittels Fahrsimulatoreinsatz dem akuten Fahrlehrermangel in der Branche begegnet werden. • Fahrsimulatortrainings im „geschützten Raum“ der Fahrschule sind mit keinen ernst¬zunehmenden Risiken bei einem etwaigen Fahrfehlverhalten verbunden. Simulationstrainings bieten zudem spezifische Möglichkeiten, verschiedene Situationen, die kaum oder nicht während der realen Fahrstunden auftreten, systematisch in die Trainings einfließen zu lassen. • Die Lehr-Lernform „Fahrsimulationstraining bietet konkrete Ansatzpunkte, sowohl die Qualität im Theorieunterricht als auch insbesondere in der fahrpraktischen Ausbildung nachhaltig zu optimieren, wenngleich eine gänzliche Substitution etablierter Lehr-Lern¬formen angesichts des Status Quo der technisch-konzeptionellen Spezifika aktuell ver¬fügbarer Fahrsimulatoren aktuell auszuschließen ist. Aus didaktischer Perspektive und mit Blick auf die Erhöhung der Ausbildungsqualität sprechen viele Faktoren für eine Intensivierung des Simulatoreinsatzes in der Fahrausbildung. So können Simulatortrainings bei der Vermittlung von Lehr-Lerninhalten durch implizites Lernen zu Fakten- und Handlungswissen führen. Die Vermittlung von Handlungskompetenzen ist dagegen in vielen Fällen lediglich partiell möglich. Ebenfalls ist insbesondere auf die Transferproblematik von mittels Fahrsimulator erworbenen Kompetenzen auf die reale Situation im Straßenverkehr hinzuweisen. Die Analyse dieser Problematik führt letztlich zur Erkenntnis, dass reale Fahrstunden nicht gänzlich substituierbar sind. Die Verarbeitung von relevanten Lerninhalten und die Herausbildung von notwendigen Kompetenzen sowie die Erreichung von Mindest-Kompetenzstufen durch Fahrschülerinnen und -schüler erfordert zudem einen jeweils personenindividuellen Prozess, der wiederum von der personenspezifischen kognitiven Leistungsfähigkeit abhängig ist. Vor diesem Hintergrund sollte die Anzahl an Simulatorstunden durch Vorschriften weder nach oben noch nach unten hin begrenzt werden. Vielmehr sind die Fahrlehrerinnen und -lehrer in die Pflicht zu nehmen, auf Basis von systematischen Lernstandsüberprüfungen jeweils personenindividuelle Lernprozesse mit dem zur Verfügung stehenden didaktischen Instrumentarium zu definieren und umzusetzen. Bereits aktuell verfügbare Fahrsimulatoren bieten üblicherweise mit ihren Softwareapplikationen brauchbare Voraussetzungen, systematische Kontrollen des Lernstands abzubilden. Zudem bestünde die mit Simulationstrainings, die durch Fahrlehrerinnen und -lehrer oder durch Instruktoren begleitet werden, die Chance, zumindest einen Teil der „besonderen Ausbildungsfahrten“ anzuerkennen. Dies setzt jedoch voraus, dass die gesetzgebenden Institutionen von der Simulator-Ausbildungsqualität überzeugt werden können. Denn die Gesetzgebung bietet bislang keine Möglich¬keit, Ausbildungsanteile, die auf einem Fahrsimulator absolviert werden, als fahrpraktische Ausbildung gemäß §§ 5 und 5a der Fahrschüler-Ausbildungsordnung (FahrschAusbO) anzuerkennen bzw. anzurechnen (Reindl et al., 2015, 2023). Die Analysen der vorliegenden Studie beziehen zusammenfassend den gesamten Fahr¬ausbildungsprozess – vom Theorieunterricht über die praktische Fahrausbildung bis hin zum Führerscheinerwerb – ein. Entlang dieser parallel verlaufenden Prozessketten sind die konkreten Einsatzmöglichkeiten von Fahrsimulatoren nunmehr detailliert belegt. Zudem ermöglichen integrierte Fahrsimulatorkonzepte die Etablierung von Lernumgebungen, die individualisierbare Lernprozesse ermöglichen. Die zentralen Empfehlungen zur systematischen Integration von Simulatoren in die Fahrausbildung beziehen sich vor diesem Hintergrund auf die Integration einer systematischen Lernstandsüberprüfung und -diagnostik, die Verpflichtung von Fahrlehrerinnen und Fahrlehrern, die Lernstände ihrer Fahrschülerinnen und -schüler regelmäßig zu überprüfen, die Anreicherung und Optimierung von Ausbil¬dungseinheiten der Fahranfängerausbildung durch digitale Elemente, die Initiierung eines Zertifizierungsprozesses zur technischen und softwareseitigen Spezifikation von Fahrsimulatoren, die den Anforderungen einer qualitativ hochwertigen Fahrschulausbildung gerecht werden, die Absicherung und Fortentwicklung der Ausbildungsqualität in den Fahrschulen durch ein systematisches Qualitätsmanagement zu geeigneten prozessualen, organisatorischen und inhaltlichen Dimensionen sowie zur technischen Weiterentwicklung von Fahrsimulatoren.
  • Driving schools are faced with a wide range of factors from various social, economic, political and technological areas with high complexity. The use of driving simulators in driver training could offer great potential for overcoming the situation and aligning driving schools to future challenges. There are key reasons for this perspective: • In direct comparison with the use of driving school cars, driving simulators have a significantly lower energy consumption and also cause fewer emissions, in particular no particulate matter emissions. • The purchase investment and operating costs of suitable driving simulators are significantly lower than those of driving school vehicles, which enables driving schools to optimize their business operations. Learning drivers can also reduce their financial expenditure. • Training hours on driving simulators can be carried out without the direct involvement of a driving instructor. This reduces also the costs from a driving school perspective as well as the financial perspective of learner drivers. • Driving simulator training in the “protected space” of the driving school is not associated with any serious risks caused by driving errors. Simulation training also offers specific opportunities to systematically incorporate various situations into the training that rarely or never occur during real driving lessons. • Driving simulation training offers concrete starting points for sustainably optimizing the quality of both theory lessons and, in particular, practical driving training. Although a complete substitution of established teaching and learning forms can currently be ruled out in view of the status quo of the technical-conceptual specifics of currently available driving simulators. From a didactic perspective and with a view to increasing the quality of training, many factors point to intensifying the use of simulators in driver training. For example, simulator training can lead to factual and practical knowledge through implicit learning when conveying learning content. In many cases, however, teaching practical skills is only possible to a limited extent. In addition, the problem of transferring the skills acquired in the driving simulator to the real situation in road traffic should be pointed out. The analysis of this problem ultimately leads to the realization that real driving lessons cannot be completely substituted. The processing of relevant learning content and the development of necessary skills as well as the achievement of competence levels by learner drivers also requires an individualized process, which depends on the person’s specific cognitive performance. Against this background, the number of simulator hours should not be limited either upwards or downwards by regulations. Instead, driving instructors should define and implement individual learning processes using the available didactic based on systematic learning status assessments. Currently available driving simulators with their software applications usually offer useful prerequisites for tracking the learning progress. Additionally, simulation training accompanied by driving instructors or instructors would offer the opportunity to replace some “special training driving hours”. However, this presupposes that the legislative institutions can be convinced of the quality of simulator training. The legislation does not yet offer the option of “crediting” driving simulator trainings lessons as practical driving training in accordance with Sections 5 and 5a of the German learner driver training regulations (FahrschAusbO) (Reindl et al., 2015, 2023). In summary, the analyses in this study cover the entire driver training process - from theory lessons and practical driver training through to obtaining a driver’s license. Along these parallel process chains, the concrete application possibilities of driving simulators have now been documented in detail. Additionally, integrated driving simulator concepts enable learning environments to promote individual learning processes. Against this background, the main recommendations for the systematic integration of simulators into driver training relate to the integration of systematic learning status checks and diagnostics to check the learning status of their students, and the enrichment and optimization of training units for novice driver training with digital elements , the initiation of a certification process for the technical and software specification of driving simulators that meet the requirements of high-quality driving school training, the advancement of training quality in driving schools through systematic quality management on suitable procedural, organizational and content dimensions as well as for the technical advancement of Driving simulators.

Volltext Dateien herunterladen

Metadaten exportieren

Weitere Dienste

Teilen auf Twitter Suche bei Google Scholar
Metadaten
Verfasserangaben:Stefan Reindl, Jan Ole Thomas, Alexander Wottge, Jörg-Michael Satz
URN:urn:nbn:de:hbz:opus-bast-30041
DOI:https://doi.org/10.60850/bericht-m348
ISBN:978-3-95606-798-3
ISSN:0943-9293
Titel des übergeordneten Werkes (Englisch):Role of Driving Simulators in Driving Schools
Schriftenreihe (Bandnummer):Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Reihe M: Mensch und Sicherheit (348)
Verlag:Fachverlag NW in der Carl Ed. Schünemann KG
Verlagsort:Bremen
Dokumentart:Buch (Monographie)
Sprache:Deutsch
Datum der Veröffentlichung (online):06.09.2024
Datum der Erstveröffentlichung:10.10.2024
Veröffentlichende Institution:Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
Datum der Freischaltung:10.10.2024
Seitenzahl:142
Bemerkung:
Projekt-Nr.: 82.0814
Projekttitel:   Einsatzmöglichkeiten von Simulatoren in der Ausbildung von Fahrschülern

Fachbetreuung:   Michael Bahr
Referat:   Fahreignung, Fahrausbildung, Kraftfahrerrehabilitation
Institute:Abteilung Verhalten und Sicherheit im Verkehr
DDC-Klassifikation:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 62 Ingenieurwissenschaften / 620 Ingenieurwissenschaften und zugeordnete Tätigkeiten
Lizenz (Deutsch):License LogoBASt / Link zum Urhebergesetz

$Rev: 13581 $