• Treffer 3 von 3
Zurück zur Trefferliste

Abschätzung der Gesamtzahl Schwerstverletzter in Folge von Straßenverkehrsunfällen in Deutschland

Estimation of the number of severely injured persons as a result of road accidents in Germany

  • Die Zahlen der im Straßenverkehr Getöteten, Schwer- und Leichtverletzten werden in Deutschland seit Jahren in amtlichen Statistiken geführt. Über die Gruppe der besonders schwer betroffenen Patienten liegen jedoch nur vage Schätzungen vor. Auch werden unterschiedliche Kriterien zur Definition dieser so genannten Schwerstverletzten verwendet, die zumeist auf einer Beschreibung der Art und der Schwere der Verletzungen beruhen. In der vorliegenden Arbeit sollen mit Daten aus dem Trauma-Register der DGU sowohl die unterschiedlichen Definitionen dargestellt werden, als auch über verschiedene Methoden die Gesamtzahl dieser Personen in Deutschland geschätzt werden. Das TraumaRegister DGU (TR-DGU) ist eine freiwillige Dokumentation von Unfallopfern, die lebend eine Klinik erreichen, dort behandelt werden und intensivmedizinisch betreut werden müssen. Das Register besteht seit 1993 und erfasst derzeit etwa 6.000 Fälle pro Jahr aus über 100 Kliniken. Pro Patient werden ca. 100 Angaben einschließlich der Codierung seiner Verletzungen gemäß Abbreviated Injury Scale (AIS) erfasst. Dieser Codierung erlaubt die Berechnung des Injury Severity Score (ISS) und des New ISS (NISS). Zum Vergleich werden folgende Definitionen eines Schwerstverletzten betrachtet: Maximum AIS ≥ 3; Maximum AIS ≥ 4; ISS ≥ 9; ISS ≥ 16; NISS ≥ 16, Polytrauma sowie die Notwendigkeit der Intensivtherapie. Am Beispiel des Kriteriums "ISS ≥ 16" werden schließlich auf drei verschiedene Arten die Gesamtzahl Schwerstverletzter Verkehrsunfallopfer geschätzt: 1.) in fünf ausgewählten Regionen werden die Schwerstverletzten aus dem TR-DGU mit der Anzahl Schwerverletzter aus der amtlichen Statistik verglichen, um den Anteil der besonders schwer betroffenen Patienten zu bestimmen. 2.) Aus dem TR-DGU wird je nach Versorgungsstufe des Krankenhauses (lokales, regionales oder überregionales Zentrum) die durchschnittliche Anzahl Schwerstverletzter ermittelt und dann über die Anzahl solcher Kliniken in Deutschland hochgerechnet. 3.) Die Zahl der Schwerstverletzten wird aus der Zahl der Getöteten Verkehrsunfallopfer geschätzt. Dazu nutzt man das Verhältnis von in der Klinik verstorbenen zu überlebenden Schwerstverletzten aus dem TR-DGU. Mit Literaturangaben zum Anteil von präklinisch Verstorbenen wird dann auf der Basis der Anzahl der Getöteten aus der amtlichen Statistik die Gesamtzahl Schwerstverletzter geschätzt. Je nach Definition eines Schwerstverletzten konnten zwischen 9.213 und 17.425 Fälle aus dem TR-DGU der letzten 10 Jahre berücksichtigt werden. Von diesen Patienten sind zwischen 12,7% und 20,2% im Krankenhaus verstorben. Die Krankenhaus Liegedauer der Überlebenden liegt zwischen 30 und 35 Tagen. Nimmt man die Definition "ISS -³ 16" als Basis (n=13.467), so reduziert sich die Zahl Schwerstverletzter um 37%, wenn man stattdessen den Begriff des Polytraumas wählt; betrachtet man hingegen die Intensivpflichtigkeit als Kriterium so erhöht sich die Zahl um 22%. Der erste Schätzansatz kommt zum Ergebnis, dass etwa 8-10% der Schwerverletzten zu den besonders schwer Verletzten zählen. Für ganz Deutschland erhält man damit Schätzwerte zwischen 6.300 und 7.900 Fälle pro Jahr. Die zweite Methode ergab, dass die Krankenhäuser der drei unterschiedlichen Versorgungsstufen jeweils 30,2, 11,5 oder 3,3 Fälle pro Jahr behandeln. Bezogen auf die 874 deutschen Kliniken ergeben sich geschätzte Gesamtzahlen von 6.800 bis 10.400 Fälle. Die dritte Methode zeigt, dass pro Patient, der im Krankenhaus verstirbt, 6,3 Schwerstverletzte überleben. Im Krankenhaus versterben jedoch etwa nur 25% bis 40% der insgesamt Getöteten; der Großteil der Getöteten verstirbt unmittelbar an der Unfallstelle. Damit müssen noch 1,5 bis 3 Todesfälle hinzugerechnet werden, was schließlich zu einem Verhältnis von 6,3 Schwerstverletzten zu 2,5 bis 4 Todesfällen führt. Bei einer Gesamtzahl von 5.595 Getöteten (Mittelwert 2002-2008) ergeben sich so Gesamtzahlen von 8.800 bis 14.000 Schwerstverletzte pro Jahr. Die Ergebnisse der angewendeten Schätzmethoden variieren stark und lassen auf eine Gesamtzahl von etwa 10.000 schwerstverletzten Verkehrsunfallopfern pro Jahr in Deutschland schließen. Bei Anwendung der Definition Intensivtherapie ergeben sich sogar etwa 12.500 Fälle. Alle Schätzmethoden sind gewissen Unsicherheiten ausgesetzt, die wenn möglich in Variationsrechnungen berücksichtigt wurden. Eine deutlich verbesserte Schätzung dieser Zahl ist jedoch erst möglich, wenn in wenigen Jahren vollzählige Erfassungen aus den derzeit entstehenden regionalen TraumaNetzwerken der DGU im TraumaRegister vorliegen.
  • The numbers of victims of road traffic accidents with minor and severe (hospital stay > 24 hours) injuries as well as fatalities are documented by the national statistics department. However, those with really life-threatening injuries are not documented separately, and their total number could only be estimated improperly. There are also different definitions for this patient group in use, mostly based on type and severity of injuries. Based on data from the Trauma Registry of The German Society for Trauma Surgery (DGU) the present investigation aims to compare these different definitions, and to estimate the total number of this patient group in Germany with different methods. The Trauma Registry of the DGU (TR-DGU) is a hospital-based voluntary documentation of trauma patients who reach the hospital alive and require intensive care. It was established in 1993, and actually about 6,000 new cases are added each year from more than 100 different hospitals. About 100 data points are collected per case, including the Abbreviated Injury Scale (AIS) for each injury. These codes allow the calculation of the Injury Severity Score (ISS) and the New ISS (NISS). The following definitions for life-threatening trauma will be considered: maximum AIS ≥ 3; maximum AIS ≥ 4; ISS ≥ 9; ISS ≥ 16; NISS ≥ 16, polytrauma, and intensive care. Using the ISS ≥ 16 definition three different methods for estimating the total number of cases with life-threatening injuries in Germany following road traffic accidents will be applied: 1.) In five selected regions the number of patients in the TR-DGU will be compared to the number of severe injuries from the same region documented in the national statistics database. 2.) Based on data from the TR-DGU the yearly number of patients with life-threatening injuries per hospital will be derived, for each level of care. Estimation of the total number of cases is then based on the number of hospitals involved in trauma care in Germany. 3.) The total number of fatalities will be used to estimate the number of survivors with life-threatening injuries. The number of survivors per fatality will be derived from the TR-DGU, and the portion of preclinical deaths is taken from published data. Based on the various definitions of life-threatening injuries, between 9,213 and 17,425 cases were available from the TR-DGU in the recent 10 years. Hospital mortality rate was between 12.7% and 20.2%. Length of stay in hospital for survivors was between 30 and 35 days. Relative to the ISS ≥ 16 definition (n=13.467), the polytrauma definition would decrease the number of cases with life-threatening injury by 37%, while the intensive care definition would include 22% more cases. The first method for estimating the total number of cases with life-threatening injuries after road traffic accidents found that about 8-10% of those with severe injuries belong to this specific subgroup. This would mean a total number of 6,300 - 7,900 cases per year. The second method showed that 30.2 survivors with life-threatening injuries were treated in a level one hospital, and 11.5 and 3.3 cases in level two and three hospitals, respectively. Based on 874 hospitals in Germany, the total estimate varies between 6,800 and 10,400 cases. The third method showed that there were 6.3 survivors per each non-survivor who died in hospital. From the literature it was estimated that 25% - 40% of all fatalities occur in the hospital; the other accident victims die at the scene of the accident. So 1.5 - 3 additional non-survivors have to be considered when compared with the overall mortality rate. From 2002-2008, a mean number of 5,595 fatalities per year were observed in Germany. This leads to an estimate of 8,800 - 14,000 survivors per year. The results of estimating the total number of cases with life-threatening injuries in Germany vary considerably. The number was around 10,000 using the ISS ≥ 16 definition, and 12,500 using the intensive care definition. The estimation methods are associated with various uncertainties which were dealt with here by sensitivity analyses. An increase in precision of these estimates could only be expected after introduction of a complete documentation of all trauma cases in Germany. The formation of regional trauma networks by the DGU with compulsory participation in the TR-DGU will be an important step in this direction.

Volltext Dateien herunterladen

Metadaten exportieren

Weitere Dienste

Teilen auf Twitter Suche bei Google Scholar
Metadaten
Verfasserangaben:Rolf Lefering
URN:urn:nbn:de:hbz:opus-bast-2843
Dokumentart:Arbeitspapier
Sprache:Deutsch
Datum der Veröffentlichung (online):30.04.2012
Jahr der Erstveröffentlichung:2010
Beteiligte Körperschaft:Institut für Forschung in der Operativen Medizin <Witten; Herdecke>
Datum der Freischaltung:30.04.2012
Freies Schlagwort / Tag:Analyse (math); Deutschland; Entwicklung; Krankenhaus; Schweregrad (Unfall; Statistik; Tödlicher Unfall; Unfall; Verletzung; Verletzung)
Accident; Accident severity; Analysis (math); Development; Fatality; Germany; Hospital; Injury; Method; Statistics
Institute:Sonstige / Sonstige
DDC-Klassifikation:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
collections:BASt-Beiträge / ITRD Sachgebiete / 81 Unfallstatistik

$Rev: 13581 $