Beurteilung der Sicherheitsaspekte eines neuartigen Zweiradkonzeptes

Evaluation of the safety of new two-wheeler concept

  • Aufgrund des hohen Anteils von ca. 80 Prozent des Individualverkehrs am gesamten Personenverkehr, der abnehmenden Verkehrsräume und der zunehmenden Verkehrsdichte im innerstädtischen Bereich ist es erforderlich, geeignete Verkehrs- und Fahrzeugkonzepte zu entwickeln, um dieses Verkehrsaufkommen zu bewältigen. Die BMW AG hat vor diesem Hintergrund ein neuartiges Zweiradfahrzeug konzipiert. Auf diesem Fahrzeug sitzt der Fahrer aufrecht und angegurtet in einem speziellen Schutzraum, der aus Überrollbügeln gebildet wird. Zusätzlich verfügt das Zweirad im Frontbereich über eine Knautschzone. Da das Fahrzeug bezüglich der passiven Sicherheit über einen hohen Standard verfügt und die Akzeptanz am Markt davon abhängig ist, wird die Möglichkeit untersucht, den Fahrer dieses Fahrzeugs von der Helmtragepflicht zu befreien. Darüber hinaus werden allgemeine Aspekte der aktiven und passiven Sicherheit bewertet. Die Ergebnisse der Untersuchungen sollen es dem Bundesministerium für Verkehr ermöglichen, wissenschaftlich begründete Entscheidungen hinsichtlich der Befreiung von der Helmtragepflicht und den allgemeinen Zulassungsbedingungen zu treffen. Die Untersuchungen basieren auf Messergebnissen und Videoaufzeichnungen von Anprallversuchen, auf Ergebnissen von Computersimulationen, Daten aus Unfallerhebungen, Literaturstudien, Fachgesprächen und weiteren Analysen. Die Sicherheit des C1-Zweirades wurde jeweils für den Frontalanprall, den seitlichen Anprall und die Ausschleuderphase bewertet. Alle Versuchs- und Simulationsdaten ergaben Dummybelastungen, die zeigten, dass das C1-Fahrzeug im Frontalanprall erheblich sicherer ist als ein herkömmliches Zweirad. Auch beim seitlichen Anprall ergibt sich ein Sicherheitsvorteil gegenüber herkömmlichen Zweirädern. Die Ausschleuderphase bei einem Zweiradunfall ist sehr komplex. Soll der Fahrer des C1-Zweirades von der Helmtragepflicht befreit werden, ist sicherzustellen, dass sein Kopf zu keinem Zeitpunkt mit der Fahrbahn oder anderen Hindernissen in Kontakt kommt. Hierzu sind die Sicherheitsrahmenstruktur und das Gurtsystem entsprechend auszulegen. Um das Sicherheitspotential des Zweirades zu bewerten, wurden unter anderem Versuche nach ISO 13232 durchgeführt, in der Unfallkonstellationen zur Beurteilung des Schutzes von Zweiradaufsassen bei Unfällen empfohlen werden. Das Gutachten stellt fest, dass das C1-Zweirad die an die aktive und passive Sicherheit zu stellenden Anforderungen erfüllt. Darüber hinaus kann der Benutzer des Zweirades vorerst von der Helmtragepflicht befreit werden. Die Helmtragepflichtbefreiung ist an die Umsetzung von Sicherheitsanforderungen gekoppelt, die in einem Anforderungskatalog zusammengestellt wurden. In diesem Zusammenhang sind zwei neue Testverfahren entwickelt worden. Aus den Ergebnissen dieses Gutachtens wurden allgemeine Anforderungen für Zweiräder dieser Bauart definiert und eine Ausnahmeverordnung für die Straßenverkehrsordnung (Befreiung von der Helmtragepflicht) vorbereitet. Damit etwaige Probleme frühzeitig erkannt werden, sind nach Markteinführung Unfälle unter Beteiligung des C1-Zweirades sorgfältig zu beobachten und auszuwerten.
  • Due to the high percentage of total passenger traffic which is made up by private transport (approx 80 %), the declining amount of traffic space and the increasing traffic density in city centres, it is necessary to develop appropriate traffic and vehicle concepts to cope with this traffic volume. In view of this, BMW AG has developed a new two-wheel vehicle. The driver wears a seatbelt and sits upright on the vehicle within a specially protected space formed by roll bars. The front of the two-wheeler is also fitted with a deformation zone. As the vehicle has a high standard of passive safety and acceptance on the market depends on this, the possibility of exempting the driver of this type of vehicle from the obligation to wear a helmet was investigated. General aspects of the active and passive safety were also evaluated. The investigation results should enable the Federal Ministry of Transport to make scientifically sound decisions concerning the exemption from the obligation to wear a helmet and general approval provisions. The investigations were based on measuring results, video recordings of crash tests, results of computer simulations, data from accident investigations, literature studies, technical discussions and other analyses. Evaluations were made of the safety of the Cl two-wheeler in frontal and lateral collisions and during the ejection phase. All test and simulation data resulted in dummy loads which revealed that the Cl vehicle was considerably safer in the case of frontal collisions than a conventional twowheeler. It also showed a higher level of safety than conventional two-wheelers in the case of lateral collisions. The ejection phase during a twowheeler accident is very complex. If the driver of a Cl two-wheeler is to be exempted from the obligation to wear a helmet, it should be ensured that his head does not at any point come in contact with the road surface or any other obstacles. The safety frame structure and the belt system should be designed accordingly. In order to evaluate the safety potential of the twowheeler, tests were carried out in accordance with, inter alia, ISO 13232, which contains recommendations regarding accident constellations for the evaluation of the protection of two-wheeler passengers during accidents. The expertise states that the Cl two-wheeler meets the requirements regarding active and passive safety. Furthermore, the user of the twowheeler can for the present be exempted from the obligation to wear a helmet. This exemption is subject to the implementation of safety requirements listed in a requirement catalogue. Two new test methods have been developed in this regard. From the results of this expertise, general requirements for two-wheelers of this type were defined and a special ordinance for the Road Traffic Regulations prepared (exemption from the obligation to wear a helmet). In order to identify any problems at an early stage, accidents involving Cl two-wheelers should be carefully observed and evaluated after they are introduced onto the market.

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Metadaten
Verfasserangaben:Ingo Kalliske, Christoph Albus, Eberhard Faerber
URN:urn:nbn:de:hbz:opus-bast-8442
Schriftenreihe (Bandnummer):Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Reihe F: Fahrzeugtechnik (24)
Dokumentart:Buch (Monographie)
Sprache:Deutsch
Datum der Veröffentlichung (online):24.02.2015
Jahr der Erstveröffentlichung:1998
Datum der Freischaltung:24.02.2015
Freies Schlagwort / Tag:Bewertung; Deutschland; Forschungsbericht; Motorrad; Passives Sicherheitssystem; Prototyp; Sicherheit; Zukünftiges Verkehrsmittel
Evaluation (assessment); Future transport mode; Germany; Motorcycle; Passive safety system; Prototype; Research report; Safety
Institute:Abteilung Fahrzeugtechnik / Abteilung Fahrzeugtechnik
DDC-Klassifikation:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 62 Ingenieurwissenschaften / 620 Ingenieurwissenschaften und zugeordnete Tätigkeiten
collections:BASt-Beiträge / ITRD Sachgebiete / 91 Fahrzeugkonstruktion

$Rev: 13581 $